Zur Entwicklung
Der Landkreis Nordvorpommern hat mit der Urlauberregion Fischland – Darß – Zingst –südliche Boddenküste eine der attraktivsten Naturlandschaften an der deutschen Ostseeküste.
Weite Teile der Halbinsel und die nach gelagerte Boddenküste bilden das Kernstück des Nationalparks „Vorpommersche Boddenlandschaft“. Der Tourismus ist ein ökonomischer und gesellschaftlicher Faktor von hohem Wert. Seit 1990 erfolgte in unserer touristischen Region ein gewaltiger Umbruch. Die Ver-änderungen der Infrastruktur blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Tourismus und umgekehrt. Hohe Konzentrationen von Gästen wirkten sich auf die vorhandenen Kapazitäten nicht nur positiv aus.
Die Verkehrsunfallentwicklung zeigte ab 1990 eine steigende Bilanz. Der Höhepunkt wurde 1993 erreicht. In den Folgejahren gab es nur Teilerfolge bei der Unfallbekämpfung. Im gleichen Maße trat ein rasanter Anstieg im Kriminalitätsgeschehen auf. In den Monaten Mai bis September eines jeden Jahres stiegen eine Reihe von saisonbedingter Straftaten besonders sprunghaft an, wie Diebstähle von, an und aus Kraftfahrzeugen, Diebstähle von Fahrrädern und Sachbeschädigungen. Das Sicherheitsgefühl der Einwohner und Gäste wurde dadurch stark beeinträchtigt.
Erläuterung der Arbeitsweise und Zusammensetzung
Zur Veränderung dieser negativen Erscheinungen ergab sich die zwingende Notwendigkeit neue Wege zu beschreiten. Aus diesem Grund beschlossen die Ordnungsämter und die Polizei, mit den Verantwortlichen im Bereich Tourismus und weiteren zuständigen Behörden gezielt und organisiert und damit effektiver zusammen zu arbeiten. In Vorbereitung auf die Saison 1995 wurde der „Saisonrat“ gegründet, mit dem Ziel durch die koordinierte Tätigkeit in der Region jederzeit eine möglichst störungsfreie Entwicklung des Wirtschaftszweiges Tourismus gewährleistet zu können. Vor Beginn der Tätigkeit des Saisonrates erfolgte ein Gespräch mit dem Landrat des Landkreises NVP, Herrn Wolfhard Molkentin. (Schirmherr des Saisonrates) Er begrüßte die Initiative und sagte Unterstützung zu.
Aufbau
Am 01.02.95 erfolgte die konstituierende Sitzung im Amt Darß/Fischland. Zunächst trafen sich die vor Ort zuständigen Behörden, wie Polizei, Ordnungsämter, Vertreter des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur Stralsund, Vertreter des Nationalparkamtes. Es wurde beraten, wer in diese organisierte Zusammenarbeit mit einbezogen werden sollte. Dieser Kreis hat sich im Laufe der Jahre auch aufgrund immer wieder anderer Anforderungen ständig verändert. Derzeit stehen der Vorsitzenden des Saisonrates zwei Stellvertreter zur Seite und der Koordinator. In diesem Gremium arbeiten die Vertreter der Ordnungsämter des Amtes Barth, der Gemeinde Ostseeheilbad Zingst, des Amtes Darß/ Fischland und des Amtes Ribnitz/Damgarten. Weiterhin sind hier die Vertreter der Polizeidiensstellen in Grimmen, Barth, Ribnitz-Damgarten und Prerow, der Wasserschutzpolizei Rostock und Stralsund mit den Außenstellen Ribnitz-Damgarten und Barth, des StAUN Stralsund , des Nationalparkamtes, der zuständigen Forstbehörde, der im Bereich tätigen Sicherheitsdienste, die Kurdirektoren, der Tourismusverband, Vertreter des DLRG M-V und der Kreiswehrführer eingebunden. Nach Bedarf gehören zum erweiterten Kreis das Arbeitsamt, Vertreter des BQB Barth, die DGzRS Bremen und verschiedene Fachbereiche des Landkreises Nordvorpommern.
Arbeitsweise
Die überwiegend in der Zeit kurz vor jeder Urlaubersaison bis kurz nach dieser anfallenden Aufgaben werden natürlich in einem kleineren Arbeitskreis koordiniert, der Saisongruppe. Diese trifft sich in dieser Zeit regelmäßig 14-tägig. Auftretende Situationen und sich daraus ergebende Probleme werden im Saisonverlauf erfasst und analysiert, Lösungswege gemeinsam erarbeitet.
Eine verstärkte Präsenz in der Öffentlichkeit wird durch Kontrollen des Saisonrates zur Bestreifung von Schwerpunkten erreicht. Die Zusammensetzung der Kontrollkräfte wie Polizei, Ordnungsämter und Naturschutzbehörden, NPA, StAUN richtet sich nach dem Einsatzraum und den Kontrollaufgaben. Dabei haben sich die Kontrollen, die verstärkt an Feiertagen und den Wochenenden durchgeführt wurden, als ein wirksames Mittel bewährt, gewisse Probleme einzudämmen. In den Sommermonaten wurden so bis zu 7 gemeinsame Kontrollen durchgeführt. Besonders zu den Pfingstfeiertagen konnte dabei in der Ver-gangenheit oft der ohnehin im Einsatz gewesene Polizeihub-schrauber in Anspruch genommen werden. Die Kollegen haben aus der Luft ausgemachte Standorte mit Feststellungen gemeldet, so dass gezielter gearbeitet und damit die Wirksamkeit der Kontrollen wesentlich erhöht werden konnte.
Zu den Feiertagen (Ostern/ Pfingsten) erarbeitet der Saisonrat jedes Jahr ein Sicherheitskonzept mit dem Ziel, Schwerpunkte und Maßnahmen der Kontrolltätigkeit des Saisonrates abzustimmen sowie die Erreichbarkeit und Aktivitäten der Behörden und Institutionen zu erfassen.
Seit 1997 haben wir in Vorbereitung der Saison gemeinsame Zelt – und Campingplatzbegehungen durchgeführt. Anlass waren Ausschreitungen auf Campingplätzen in M-V, die medienwirksam die Gäste abzuschrecken drohten. So sollte zunächst ein engerer Kontakt zur Polizei hergestellt werden.
Die Fachämter des Landkreises, das NPA, das StAUN, die zuständigen Ordnungsämter, die Feuerwehr und die Polizei verschafften sich im Rahmen dieser Begehungen einen Übersicht über den Gesamtzustand der Plätze. Feststellungen und Mängel wurden in einem Protokoll festgehalten und über deren Beseitigung mit den Betreibern beraten.
Der Einsatz des polizeilichen Bäderdienstes in den Monaten Mai bis September eines jeden Jahres war und ist eine notwendige und unabdingbare Maßnahme um die Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. So wurden unsere Polizeikräfte anfangs noch mit 18 Bäderdienstbeamten aus den Reihen der Bereitschaftspolizei verstärkt. Im Laufe der vergangenen Jahre verringerte sich die Zahl der zusätzlich bereitgestellten Kräfte immer weiter, obwohl die Zahl der Gäste und Übernachtungen bis heute jährlich weiter steigend ist. Die veränderten Polizeistrukturen vor einigen Jahren haben sich ebenso negativ darauf ausgewirkt. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die gute Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, welches unsere Arbeit in all den Jahren unterstützt hat und immer ansprechbar für uns war.
Bereits Erreichtes
> Einrichtung der Stelle eines Koordinators mit Hilfe des BQB Barth mit Förderung vom Landkreis, zunächst über ABM, dann SAM; später ohne Förderung die Weiterführung dieser Stelle auf 160,00 €-Basis, wobei die Gemeinde Zingst, das Amt Barth und das Amt Darß/Fischland sich die Kosten teilen
> Durchsetzung von möglichst einheitlicher Verfahrensweise bei rechtlichen Regelungen und Umgang mit Genehmigungen besonderer Art (Strand- und Badeordnungen, Lagerfeuer am Strand…)
> Erarbeitung und Druck eines gästefreundlichen Merkblattes zum Verhalten in unserer Region mit ihren Besonderheiten – unterstützt und gedruckt durch das Innenministerium des Landes
> Erarbeiten eines Merkblattes zum Zelten und Campen mit einem Verzeichnis aller Zelt- und Campingplätze der Region ein-schließlich der telefonischen Erreichbarkeit sowie der Einmalübernachtungsparkplätze
> ABM — Projekt BIBS (Besucher,Informations-u. BegIeltservice)
Frau Elfriede Hickstein - Projektleiter
1996 1 Projektkoordinator und 14 Mitarbeiter
1997 1 Projektkoordinator und 24 Mitarbeiter
1998 1 Projektkoordinator und 31 Mitarbeiter
1999 1 Projektkoordinator und 31 Mitarbeiter
2000 1 Projektkoordinator und 33 Mitarbeiter
2002 10 Mitarbeiter über die Kurverwaltungen
2003 12 Mitarbeiter über die Kurverwaltungen
> Die eingesetzten Mitarbeiter haben bei ihren täglichen Diensten immer nebenbei nach dem Rechten gesehen und verstärkte Präsens z.B. auf den Parkplätzen gezeigt
> Durchführung von Präventionsveranstaltungen unter dem Motto „Die Ostseeküste Nordvorpommern — ein sicherer Ort für Erholung und Freizeit“
> Besuch verschiedener Präventionsveranstaltungen im Land und darüber hinaus
> Mitwirkung bei der Beschaffung von Defibrilatoren für die DLRG und die Errichtung von Notrufsäulen im Bereich des Nationalparks –
> Der Erfahrungsaustausch mit anderen Regionen wie Rügen und Hiddensee, hat auch dort zur Bildung von solchen Gremien geführt
Dauerthemen
Wildes Campen
> An den Stränden , im LSG, im NP, auf den PP,
> damit einhergehend Nutzungskonflikte
> Arbeitsgruppe Wohnmobile
> Informationsschilder zum Übernachten in mobilen und festen Unterkünften
> Einheitliche Regelungen für die Halbinsel- Übernachten nur auf den zugelassenen Plätzen, ansonsten im Notfall Einmalübernachtungsparkplätze, wurden in allen Gemeinden eingerichtet
> dazu Merkblatt mit Möglichkeit für Hinweise und Anregungen
Zu viel Verkehr auf den zur Verfügung stehenden Verkehrsflächen
- Arbeitsgruppe Verkehr und KfZ
- Überlegungen zu Verkehrsentlastung durch die Einrichtung von großen Auffangparkplätzen vor der Halbinsel und Transport von Gästen durch öffentliche Verkehrsmittel
- Ruhender Verkehr- PP reichen zu bestimmten Zeiten nicht aus
- Fließender Verkehr- nur eine Durchfahrtsstraße auf der Halbinsel/Stau
- Radfahrer haben so stark zugenommen, dass auf den Verkehrsflächen immer wieder Nutzungskonflikte entstehen zwischen den Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmer
- Nutzung zusätzlich auch durch Freizeitfahrzeuge (Rollerfahrer, Skater, Segwayfahrer…)
Diebstähle an um und aus KfZ, Fahrraddiebstähle
- Beschilderung auf den Parkplätzen mit Hinweis darauf, dass jeder auf seine Sachen aufpassen möchte mit Fördermitteln des Landespräventionsrates
- Überlegungen, inwieweit bewachte Fahrradparkplätze eingerichtet werden könnten
Zu den Dauerthemen kommen regelmäßig zu klärende Situationen, die aus den verschiedensten Interessen der Gäste entstehen, wie das Steigenlassen von Himmelslaternen, der Umgang mit Fun-Sportarten und anderen Freizeitaktivitäten.
Dabei ist es uns immer wichtig, diese Gäste freundlich zu erreichen und Ihnen konsequent das richtige Verhalten nahe zu bringen.
Beispiel Surfer und Kite-Surfer; Problem:
- Naturschutz - Küstenschutz
- Nutzungskonflikte mit anderen Nutzern, wie Badenden, Bootsführern
Vorgeschlagener Lösungsversuch:
- Zielgruppe zu Gesprächen mit SR und Kurbetrieben eingeladen, dazu LK NVP (Bauamt, Umweltamt), WSA
- Lösungsvorschläge aufgezeigt, organisiertes Betreibung und Bewirtschaftung der Spots durch die Schulen , Erarbeitung eines Informationsblattes zum Verteilen vor Ort und einer Seite im Internett für Gastsurfer, die zu Kurzaufenthalten kommen
- Noch kein Ergebnis, daran wird in diesem Jahr weiter gearbeitet.
Der SR hat bei seinem Tun immer auch Öffentlichkeitsarbeit geleistet, ob gemeinsam mit der Ostseezeitung, über Telefonforen, Fernsehbeiträgen, die Möglichkeit, auf den Merkblättern Hinweise und Kritiken weiterzuleiten oder über die neu eingerichtete Website. Unter www.saisonrat-nordvorpommern.de wurden alle Informationen, Merkblätter des Saisonrates und der darin mitwirkenden Behörden sowie alle Saisonberichte eingestellt. Es sind noch entsprechende Verlinkungen zu den Kurverwaltungen und anderen Seiten geplant, um gästefreundlich Hinweise zu geben.
Jede Saison wird zum Ende eines Jahre im großen Rahmen (…) ausgewertet und ein Bericht geschrieben. Darin kann verfolgt werden, was es für Entwicklungen gab, nicht nur bei den Gästezahlen, den Veranstaltungen, dem Verkehrsaufkommen oder Vorfällen, auch in unserer Arbeit.
Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, das sich einiges überholt hat. Zur verdeutlichung der Situation, Enstehung wurde obiger Aufsatz aus einer früheren Zeit gewählt.
Zur Zeit ist es nicht mehr möglich die Stelle eines Koordinators zu besetzten obwohl dies nötig wäre.
Die Polizeisstruktur hat sich verändert, es gibt zwischenzeitlich einen neuen Landkreis - gebildet aus dem ehem. LK Nordvorpommern, Rügen und der Hansestadt Stralsund. Bei dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern gab es Veränderungen usw.
In diesen Prozeß kann der SR nicht außen vorbleiben und arbeitet daran. Nicht verändern wird sich sein Wirkungsbereich - grob gesagt rund um den Bodden.
Wir werden berichten.